Die Dur Tonleiter im Überblick

Die Dur Tonleiter gehört zum Handwerkszeug eines jeden Musikers. Jeder Instrumentalschüler kennt folgende, oder ähnliche Sätze.

Tonleitern sind wichtig! Übe deine Tonleitern! Tonleitern, Tonleitern, Tonleitern! Hast Du Deine Tonleitern geübt?

So oder so klingt es aus dem Sprachorgan eines jeden Musiklehrers. Warum ist das so, sind Tonleitern wirklich so wichtig? Muss man denn alle Tonarten beherrschen? Oder ist das alles nur um dem Musikschüler dazu zu bringen Routinen beim Üben zu entwickeln.

Gleich vorweg: Ja, Tonleitern sind wichtig und können dein Spiel auf dem Instrument erheblich erleichtern. Allem voran natürlich die C Dur Tonleiter. Aber man sollte sich von ein paar Aussagen verabschieden, die gebetsmühlenartig ständig wiederholt werden und generell schon früher komplett falsch waren.

Warum sind Tonleitern so wichtig?

Ganz einfach, der Großteil eines Musikstückes besteht aus Sekundschritten. Nehmen wir zum Beispiel den Klassiker der Instrumentalschulenliteratur „Freude schöner Götterfunken„. Die Melodie besteht im Großen und Ganzen fast ausschließlich aus einer Auf- und Abbewegung innerhalb einer Dur Tonleiter. Logisch das man dieses Lied recht schnell spielen kann wenn man seine Tonleitern geübt hat.

  • Tonleitern schulen in erster Linie immer wieder kehrende Bewegungsabläufe auf dem Instrument. Dabei ist es egal ob es sich dabei um die Blockflöte, eine Trompete, Posaune, Oboe, Flöte oder ein Klavier handelt. Die Bewegungsabläufe einer Tonleiter kehren in den meisten Musikstücken immer wieder, kann man alle Tonleitern gut spielen, dann ist es theoretisch egal in welcher Tonart ein Stück geschrieben steht.
  • Tonleitern schulen dein musikalisches Gehör. Je öfter Du die Tonleitern spielst desto mehr wirst Du erkennen das bestimmte Töne auf deinem Instrument nicht 100%ig stimmen. Gerade Blasinstrumente und bundlose Saiteninstrumente sind schwierig in der Intonation, hier helfen Dir die Tonleitern dein Instrument besser kennenzulernen.
  • Tonleitern sind wichtiger Bestandteil von musikalischen Prüfungen. Musikvereine und Musikverbände verlangen das auswendig Spielen von Tonleitern. Wer auf seinem Instrument als ambitioniert vorankommen möchte der muss die Tonleitern sowieso üben.
  • Tonleitern geben Dir einen gewissen Tonvorrat für die vorliegende Tonart. Wenn Dir der Klang und der Charakter einer Tonart vertraut ist kannst Du leichter über gegebene Akkorde improvisieren oder selber Stücke komponieren ohne nach dem Try and Error verfahren alle möglichen Töne auszuprobieren.
  • Tonleitern sind die absolute Grundlage der Musiktheorie. Wenn Du die Tonleitern nicht verstanden hast brauchst Du an weitere musiktheoretische Inhalte gar nicht denken.

Es macht aber wenig Sinn nur stumpf die Dur Tonleiter vom C zum c zu üben, das ist für den Anfang ganz okay und sinnig aber wenn man die Tonleiter kennt dann geht die Arbeit erst richtig los. Doch dazu später mehr.

Analogien zu anderen Bereichen

Auch andere Hobbys oder Berufe haben in gewisser Weise Ihre Tonleitern. Nehmen wir z.B. das Dribbeln mit dem Ball um Hütchen herum im Fußball. Eine Situation die so niemals im Spiel vorkommen wird. Dennoch ein wichtiger Bestandteil des Trainings, da es die Bewegungsabläufe trainiert. Je konzentrierter und öfter dies trainiert wird desto einfach fallen dem Sportler diese Bewegungsabläufe im tatsächlichen Spiel anzuwenden.

Marathonläufer optimieren ständig die Bewegungsabläufe ihres Laufstils. Ganz langsam achten Sie dabei auf jede Kleinigkeit beim abrollen und aufsetzen der Füße. Dadurch werden die Bewegungen immer flüssiger und entspannter.

Und das ist dann auch schon das Zauberwort. Entspannung. Je entspannter und flüssiger die Griffkombinationen fallen um so schöner klingt es dann auch, umso schneller können wir die Bewegungsabläufe wiederholen und auch schwere Musikstücke interpretieren.

Aufbau der Dur-Tonleiter

Tonleitern folgen immer einem bestimmten Muster, dabei ist es egal ob es sich um Dur, Moll, Blues oder Kirchentonleitern (Modi) handelt. Jede Tonleiter besteht aus einer bestimmten Reihenfolge von Ganz- und Halbtonschritten.

Ganztonschritte bestehen aus zwei Halbtonschritten z.B. vom C zum D. Halbtonschritte sind in der westeuropäischen Musik der kleinste Tonschritt z.B. vom C zum Cis.

Im Falle der Dur Tonleitern haben wir zwei Ganztonschritte gefolgt von einem Halbtonschritt, dann drei Ganztonschritte wieder gefolgt von einem Halbtonschritt. Es ergibt sich also folgende Struktur.

Ganzton – Ganzton – Halbton – Ganzton – Ganzton – Ganzton – Halbton

Dieses Schema ist für alle Dur-Tonarten identisch. Mit diesem Wissen kann ich jede Dur-Tonleiter vom Grundton her aufbauen. Als Beispiel dient uns die C-Dur Tonleiter, diese besteht ausschließlich aus den Stammtönen (siehe unten „Was sind Stammtöne“).

Von C zum D ist ein Ganztonschritt, hier ist noch das Cis bzw. das Des zwischen. Vom D zum E ist auch ein Ganztonschritt, dazwischen liegt das Dis bzw. Es. Vom E zum F ist schon ein Halbtonschritt, das Eis wäre ja ein F und das Fes ein E. Zwischen F und G steht noch das Fis bzw. Ges, also auch ein Ganztonschritt. Vom G zum A ebenfalls weil hier das Gis bzw. As noch dazwischen liegt. Vom A zum H ist auch ein Ganztonschritt, hier liegt das Ais bzw. das B dazwischen. Vom H zum c ist es genauso wie zwischen e und f bereits ein Halbtonschritt. Ein His wäre wie ein c und ein ces wie ein H.

Die C-Dur Tonleiter enthält als folgende Töne

C-D-E-F-G-A-H-c

Wobei zwischen E und F sowie zwischen H und c die Halbtonschritte liegen. Im Notenbild stellt sich das ganze wie folgt dar:

Schema/Struktur der Dur-Tonleiter anhand von C-Dur

Das ist auch der Grund warum die Klaviertastatur so aussieht wie sie nunmal aussieht.

Klaviatur vom C zum c. Gut zu erkennen die Halbtonschritte zwischen e und f sowie h und c

Spielt man auf dem Klavier also alle weißen Tasten, bewegt man sich in der C Dur Tonleiter.

Alle Dur-Tonleitern nach dem Quintenzirkel

Wer sich mit dem Quintenzirkel auskennt wird feststellen das ein Quintenzirkel theoretisch nicht möglich ist und es sich eher um eine Quintspirale handelt. Dennoch hat sich die Darstellung als Kreis mit insgesamt 13 Tonarten durchgesetzt. Das ist auch sinnvoll und praktikabel und in unseren Hörgewohnheiten manifestiert. Geht man also vom Quintenzirkel aus ergeben sich 13 Dur-Tonarten und damit auch 13 Dur Tonleitern wobei Fis und Ges vom Klang her identisch sind, dennoch sind sie anders zu lesen und somit zwei eigenständige Tonleitern. Diese sind aufgeteilt in Tonleitern mit b-Vorzeichen und Tonleitern mit #-Vorzeichen. Ausnahme ist C-Dur, da diese keinerlei Vorzeichen benötigt. Somit ergeben sich folgende Tonleitern

  • C Dur Tonleiter
  • G-Dur Tonleiter
  • D-Dur Tonleiter
  • A-Dur Tonleiter
  • E-Dur Tonleiter
  • H-Dur Tonleiter
  • Fis-Dur Tonleiter
  • Ges-Dur Tonleiter
  • Des-Dur Tonleiter
  • As-Dur Tonleiter
  • Es-Dur Tonleiter
  • B-Dur Tonleiter
  • F-Dur Tonleiter

Tipps zum Üben von Tonleitern

Tonleitern einfach hoch und wieder runter zu spielen ist wenig zielführend, man kann das immer wieder mal machen um die Geläufgkeit zu trainieren aber ein Großteil der Arbeit an Tonleitern basiert auf unterschiedlichsten Übungen, auch die Verteilung von Akzenten und verschiedenen Artikulationen ist beim üben der Tonleitern von immenser Wichtigkeit. Daher spreche ich auch lieber vom Tonarten Üben, da der Begriff Tonleiter bei den meisten die Assoziation, vom Grundton bis zur Oktave, auslöst.

Es ist also Sinniger die Tonleitern in verschiedensten Varianten zu spielen, und zwar über den gesamten Tonumfang. Die folgenden zwei Übungen sollen dies verdeutlichen.

Eine stetige Auf- und Abbewegung ist hilfreich für eine flüssige Koordination der Griffolgen
Eine weitere Variante die Tonleiter zu üben

Solche Übungen gibt es zu Hauf und in verschiedensten Varianten, es ist also nicht unbedingt langweilig solche Tonleiterübungen zu trainieren. Man sollte aber darauf achten einen Teil seiner Übezeit für Tonleiter- oder besser Tonartenübungen zu reservieren.

Weiterhin ist es am Anfang hilfreich sich auf ein oder zwei Tonarten zu konzentrieren. Wenn dann alle Tonarten gut in den Basisübungen klappen dann ist es an der Zeit zwischen den Tonarten in einer Übung zu wechseln. So wird man nach und nach immer besser im Blattspiel und vor allem auch im Umgang mit verschiedenen Tonarten innerhalb eines Musikstückes.

Man kann Tonleiter auch wunderbar dazu nutzen den Tonumfang nach und nach auszubauen.

Am besten übt man hauptsächlich die Tonarten die man nicht so gut beherrscht.

Ein aufbauendes einüben der Tonarten nach der Reihenfolge der Vorzeichen halte ich für nicht so gut. Vielmehr ist die C-Dur Tonleiter sowie F- und G Dur bei den meisten schon durch die musikalische Grundausbildung abgedeckt. Wenn Du jetzt mit den Tonarten anfängst dann stürze dich am besten auf die Tonarten Ges- und Fis-Dur. Setze dich intensiv mit den Vorzeichen auseinander und spiele für ein paar Wochen nur eine dieser Tonarten, du wirst sehen das dir die Tonarten mit weniger Vorzeichen dann wesentlich leichter fallen.

Für Blockflöte gibt es z.B. das Buch Grundlagen der Technik: Tonleitern und Akkorde. Hier sind viele Übungen speziell für die Blockflöte zusammengestellt. Es eignen sich aber auch Übungen von anderen Instrumentalschulen insofern der Tonumfang passt.

Tonleitern auswendig lernen

Das auswendig Lernen von Tonleitern halte ich für komplett überbewertet, wenn nicht gar sinnlos. Folgende Begebenheit:

Eine Schülerin spielt im Musikunterricht nach einem kurzen WarmUp immer die C-Dur Tonleiter da hier noch Probleme mit den Griffolgen bestehen. Sie spielt diese immer vom Blatt. In einer Stunde war das Blatt mit der Tonleiter mal nicht da. Ich sagte Ihr sie müsse das ja mittlerweile auswendig können, sie konnte es aber nicht. Ich habe Ihr geraten sich die Noten im Kopf vorzustellen und siehe da es ging.

Schließe deine Augen stelle Dir 5 Linien vor und setze die Noten vom f‘ bis zum f“ in die Linien. Setze die 6 Kreuze im geistigen Auge davor und spiel die Fis-Dur Tonleiter. Es geht, es ist völlig belanglos ob ich auf ein Blatt Papier starre oder die Noten in meinem Kopf vor mir sehe. Genauso wie ich mir das Gemälde der Mona Lisa vorstellen kann, oder das Gesicht eines Freundes, genauso kann ich mir eine Tonleiter vorstellen und dies dann quasi von meinem geistigen Blatt abspielen.

Ich habe früher auch Stunden damit zugebracht die Griffkombinationen und Tonnamen auswendig zu lernen um bei meinen Leistungskursen die Tonleitern auswendig zu beherrschen. Absolute Zeitverschwendung, hätte ich die Zeit in verschiedene Übungen rund um die Tonarten gesteckt, hätte mir das wesentlich mehr gebracht.

Die Dur Tonleiter – Im Überblick

Unser Tipp „Tonleiterlineal“

Mit diesem Tonleiterlineal können sehr einfach und übersichtlich alle wichtigen Tonleitern bestimmt werden: – DUR / – MOLL – natürlich / – MOLL – harmonisch / – MOLL – melodisch / – PENTATONISCH Weitere Tonleitern können auf der Webseite des Verlages kostenfrei heruntergeladen werden!

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