Das Lied „Hänschen klein“ ist wohl gleich nach „Alle meine Entchen“ das am meisten abgedruckte Lied in der Schulliteratur. Ich kenne kaum eine Instrumentalschule in der das Lied nicht in den ersten Kapiteln in irgendeiner Form auftaucht. Die Melodie ist auch ähnlich aufgebaut, Tonleiterfolgen sind oft sehr nah beieinander. Es ist aber im Gegensatz zum Entenlied schon etwas fortgeschrittener und enthält auch größere Intervalle und sogar ein Dur Arpeggio. Genau das ist auch der Grund für die Beliebtheit in der Instrumentalpädagogik. Wenn die Lieder nach dem Schema „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ oder „Ist ein Mann in‘ Brunn‘ gefallen“ zu einfach werden dann ist das deutsche Volks und Kinderlied „Hänschen klein“ der logische nächste Schritt.
Der Komponist ist unbekannt, der Text wird in seiner ursprünglichen Fassung dem Dresdner Franz Wiedemann zugeschrieben und gilt als sein bekanntestes Werk. Ursprüngliche Fassung deshalb, weil heute von den eigentlichen 3 Strophen nur noch eine übrig geblieben ist und diese ist auch noch so zusammengeschnitten das sich der Sinn von Hänschen Klein total verkehrt. Doch dazu später mehr, erstmal die Noten zum Lied.
Hänschen klein Text
Heutiger Text
Heute verbreiteter Text
Hänschen klein ging allein
in die weite Welt hinein.
Stock und Hut steh’n ihm gut,
ist gar wohlgemut.
Aber Mutter weinet sehr,
hat ja nun kein Hänschen mehr.
Da besinnt sich das Kind,
läuft nach Haus geschwind.
Textfassung aus 1891
Zusammengefasst von Ernst Schmidt
Hänschen klein, ganz allein
möchte in die Welt hinein!
Stock und Hut steh’n ihm gut,
ist auch wohlgemut.
Doch die Mutter weinet sehr,
hat ja jetzt kein Hänschen mehr.
Drum das Kind sich besinnt,
Kehret um geschwind.
Textfassung aus 1900
Gesammelt von Otto Frömmel
Hänschen klein zieht allein
In die weite Welt hinein,
Stock und Hut kleidet gut,
Wandert wohlgemut,
Aber Mama weinet sehr,
Hat nun kein klein Hänschen mehr.
Da besinnt sich das Kind,
Kehrt zurück geschwind.
Lieb’ Mama, ich bin da,
sagt das Hänschen, hopsasa,
Glaub’ es mir, bleibe hier,
Geh’ nicht mehr von dir.
Da freut sich die Mama sehr,
Und das Hänschen noch viel mehr;
Denn es ist, wie ihr wißt,
Gar so schön bei ihr.
Originaltext
von Franz Wiedmann (1860)
Hänschen klein, geht allein
In die weite Welt hinein,
Stock und Hut steht ihm gut,
Ist auch wohlgemuth.
Aber Mutter weinet sehr,
Hat ja nun kein Hänschen mehr.
Wünsch dir Glück, sagt ihr Blick,
Komm nur bald zurück!
Viele Jahr, trüb und klar,
Hänschen in der Fremde war.
Da besinnt sich das Kind,
Ziehet heim geschwind.
Doch, nun ist’s kein Hänschen mehr,
Nein, ein großer Hans ist er;
Schwarz gebrannt Stirn und Hand.
Wird er wol erkannt?
Eins, Zwei, Drei gehn vorbei,
Wissen nicht, wer das wol sei.
Schwester spricht: Welch’ Gesicht!
Kennt den Bruder nicht.
Kommt daher die Mutter sein,
Schaut ihm kaum ins Aug hinein,
Ruft sie schon: Hans! Mein Sohn!
Grüß dich Gott, mein Sohn!
Informationen zu Hänschen klein
Das Lied hat eine recht bewegte Geschichte, die Melodie wird z.B. auch für das Jagdlied „Jägerlust“ genutzt und wurde bereits im Jahr 1807 gedruckt. Ein früherer Beleg findet sich in einer Notenhandschrift. In der Seibiser Notenhandschrift ist es als Tanzmelodie betitelt und stammt aus dem Jahr 1784, dazu ist der Name Heinrich Nicol Philip zu Seibis angegeben. Man kann aber davon ausgehen das Seibis, die Lieder nur gesammelt hat. Ein Komponist ist daher nicht bekannt oder besser nicht wirklich belegt. Die Volksliederforscher Erk und Böhme schreiben die Melodie einem französischen Ursprung zu.
Dem Texter des Ursprungtextes, Franz Wiedmann, war das Jagdlied durchaus bekannt, da im Erstdruck vom Lied „Hänschen klein“ die Anmerkung „Melodie Fahret hin“ vermerkt ist. Dabei handelt es sich um einen anderen Namen für das oben erwähnte Jagdlied „Jägerlust“. Wiedmann selbst hat also diese Melodie für seinen Text vorgesehen und es wird auch heute noch nach dieser Melodie gesungen.
Der Text selbst hat sich aber im Laufe der Zeit ein kleines bisschen geändert. So wurde der Schlusssatz der ersten Strophe mit einem Satz aus der zweiten Strophe ersetzt. So entsteht der Eindruck eines „Davon gelaufenen Kindes“. Im Original ist es aber kein Kind mehr das zur Mutter zurückkehrt. Hänschen geht nämlich bewusst mit Stock und Hut auf die Reise, vielleicht war er ein Zimmermannsgeselle der auf die Walz ging, und kehrt dann nach „Viele Jahr“ in der Fremde als Hans zu seiner Mutter zurück. Diese Praxis wird ja durchaus auch heute noch oft gelebt, die Kinder werden Flügge, lernen, studieren und arbeiten in anderen Orten und kehren oftmals zurück und kümmern sich um die Eltern, übernehmen Haus und Hof und finden Ihre Leben in der alten Heimat, wo alles begann.
Dieses Lied und weitere Kinderlieder und Gedichte sind auch in dem schönen Buch „Hänschen klein“ von Ingeborg Meyer -Rey erschienen. Außerdem enthält unsere Sammlung „10 Kinderlieder für die Blockflöte“ auch eine Solo-Variante des Liedes.
Videos zum Lied Hänschen Klein
Ein ganz besonderes Video zum Kinderlied „Hänschen klein“ kommt von myrusskie und hat durchaus mehr Aufrufe verdient. Der 8 jährige (mittlerweile müsste er 22 sein) spielt mit der Blockflöte das Lied auf der Nase und singt nebenbei den Text. Mich würde interessieren ob er diese Technik verfolgt und verfeinert hat.
Hänschen klein Blockflöte im Überblick
Hänschen klein Noten
Noten PDF Download
Hänschen klein MP3 Audio
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